Brauchst Du als Coach eine Coachingvereinbarung?

Viele Coaches fragen sich, ob sie für ihr Coaching eine Coachingvereinbarung oder einen Coachingvertrag verwenden sollen.

Hier sind einige Gedanken dazu, die Dir vielleicht bei der Entscheidung helfen.

Zuerst klären wir mal die Frage:

Ist ein Coach nur dann ein Profi, wenn er vor dem Coaching eine schriftlichen Coachingvereinbarungvorlegt?

Ok, kurzer Zwischenstopp: Was ist überhaupt ein Profi? In meiner Welt definiere ich einen Profi (in Abgrenzung zum Amateur) folgendermaßen:

  1. Ein Profi ist jemand, der eine Tätigkeit beruflich oder zum Erwerb des eigenen Lebensunterhalts als Erwerbstätigkeit ausübt.
  2. Unabhängig davon, ob jemand seinen Lebensunterhalt mit der Tätigkeit verdient, erwartet man von einem Profi eine formale Qualifikation und eine höhere Leistung als von einem Amateur und
  3. Man erwartet von einem Profi, dass er seine Kunden fachkundig betreut und ihnen in der Zusammenarbeit den größtmöglichen Nutzen gegen ein kalkulierbares Risiko bringt.

Ich habe festgestellt, dass die ersten beiden Punkte auf meine Leser und Kunden zutreffen.

Sie sind als Coach tätig, bestreiten damit ihren Lebensunterhalt, sie sind sehr gut qualifiziert und bringen eine wirkliche Coachingleistung.

Bei meinen Kunden handelt es sich in der Regel nicht um irgendwelche Hobbycoaches.

Sie haben i.d.R. über die „Schule des Lebens“ hinaus – die ich im übrigen als absolut wertvollen Bestandteil einer jeden Coach-Kompetenz betrachte – noch eine oder mehrere, weitere Ausbildungen.

In Punkt 3 liegt der Haken.

Ich spreche natürlich nicht für alle meine Leser und nicht für alle Coaches.

Vielleicht bist Du ja einer von den Coaches, die bereits einen Coachingvertrag oder eine Coachingvereinbarung (dieses Wort klingt etwas netter und weicher ;-)) verwenden.

Für mich gehört es zu einer fachkundigen Betreuung, dass mein Klient und ich uns voll über unsere geschäftliche Beziehung im Klaren sind.

Kein Klient würde mich als seinen Coach buchen ohne Vertrauen, das ist total klar.

Aber Vertrauen bedeutet nicht, dass ich meinem Klienten gegenüber eine Art Freundschaftsdienst erbringe.

Coaching ist Business und für beide Parteien kann ein vertrauensvoller Rahmen am besten entstehen, wenn die Rahmenbedingungen für beide Seiten eindeutig geregelt sind.

Alles andere ist wie das Herumgeplänkel zweier Frischverliebter: „Darf ich sie heute schon wieder anrufen? – Soll ich ihn wohl heute schon küssen? – Wenn ich morgen mal keine Zeit habe, macht sie dann mit mir Schluss? – Will er etwas längeres mit mir oder treffen wir uns sporadisch? – Wird sie mir auf die Finger hauen, wenn ich ihr heute schon zu nahe komme?“ Mensch liebe Verliebte, redet einfach mit einander.

Mensch liebe Coaches, schreibt es einfach auf, …

  • welche Bedingungen gelten, falls einer von beiden Absagen muss.
  • wieviele Stunden vereinbart sind, zu welchem Preis.
  • wann der erste Termin stattfindet.
  • Wann die Rechnung bezahlt wird.
  • Wer für was die Verantwortung im Coachingprozess hat.
  • etc.

Gerade zum ersten Punkt gibt es ja immer wieder schöne Beispiele u.a. auf facebook nachzulesen: „Wir hatten einen Termin. 5 Minuten vor Beginn abgesagt. Wegen Magen-Darm-Grippe. Soll der Klient nun zahlen oder nicht? Was ist mit meiner Arbeitszeit?“

Der Punkt ist ja nicht, dass man nun in so einem Fall unbedingt auf sein Recht bestehen muss. Kulanz ist eine großartige Tugend. 🙂

Doch bei den meisten Fällen kommen hier erst einmal ziemlich ungute Gefühle auf. Aus Ärger über den Kunden? Sehr beliebt: „heutzutage haben immer weniger Menschen noch Manieren!“ *lach*

Mal ehrlich – im Grunde ärgert man sich am meisten über sich selbst, weil man mal wieder – vielleicht aus Angst vor Ablehnung (?) – nichts schriftliches vereinbart hat.

Die Angst vor Ablehnung

Kenn ich auch. Jedesmal, wenn ich einem potentiellen Klienten eine Coachingvereinbarung vorlege oder schicke, habe ich ein wenig Angst, dass der Kunde das falsch auffassen könnte. Warum zum Teufel?

Bezüglich mir selbst weiß ich Bescheid: Ich will nicht unbequem sein. Das hab ich früh gelernt. So ein Unsinn!! Und ich überwinde es jedes Mal ein wenig leichter. 🙂

Und die Kunden? Wollen die das?

Nein, nicht alle. Und bestimmt gibt es auch Kunden, die beim Autokauf lieber nichts unterschreiben würden. 😉

Ich stelle mir hier weniger die Frage, ob ein Kunde das will oder nicht, sondern ob es für uns beide sinnvoll ist.

Als Coach ist man wohl veranlagt dazu, sich gerne um andere zu kümmern. Doch ein Stückchen Eigenliebe sorgt dafür, dass ich hier auch für mich gut sorge.

Fazit

Tu Dir UND Deinen Kunden einen Gefallen und verwende eine Coachingvereinbarung oder einen Coachingvertrag.

Wenn Dein Klient Dir nicht soweit vertraut, dass er diese Vereinbarung unterschreibt, warum sollte er Dir dann seine innersten Probleme anvertrauen?

Liebe Grüße
Christina

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PS: Wenn Du nicht weißt, wie man eine Coachingvereinbarung erstellt bzw. was dort alles drinstehen muss, gibt es z.B. hier eine Vorlage.

PPS: Meiner Ansicht nach, ist es auch Teil Deiner Positionierung als Coach, ob Du einen professionellen Vertrag hast oder nicht. Und wenn Du wissen willst, welche anderen Schlüsselelemente noch zu Deiner Positionierung beitragen, dann lies hier weiter.

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