Schreibgeheimnis: Erzählen statt Klugscheißern

Hier kommt ein weiteres kleines Geheimnis meines Schreiberfolgs: Technik ist mir Schnuppe!

(Ne, das ist noch nicht das eigentliche Thema dieses Posts, aber ich will ein paar kleine Punkte dazu sagen.

Immer mal wieder werde ich gefragt, warum der Anteil an Technik hier im Jahresprogramm sehr klein ist.

Dafür gibt es 2 Gründe:

1. Weil das Jahresprogramm ursprünglich so konzipiert war, dass wir uns einmal im Monat im Business Booster treffen und dort Eure aktuellen Fragen und Themen bzgl. Schreiben besprochen werden. Natürlich auch Schreibtechnikfragen. Allerdings kommen sehr selten solche Fragen.

2. Weil ich nicht glaube, dass Schreibtechnik letztlich die „Magie des Schreibens“ ausmacht. WAS tatsächlich die Magie des Schreibens ausmacht, versuche ich in den Wochenaufgaben rüberzubringen.

Dazu gehört es z. B. sich auch mal aus seiner Komfortzone zu trauen und etwas zu schreiben, was man noch nicht vorher ausprobiert hat.

Ich kann Euch versprechen, dass nicht Technik meine Texte so gut gemacht hat. Sondern testen, testen, testen.

Ich schreibe, ich veröffentliche, ich bekomme Feedback (keine Reaktionen sind auch Feedback. Ich schreibe, ich veröffentliche, ich bekomme Feedback. Ich schreibe, ich veröffentliche… naja, immer so weiter und das seit vielen Jahren. Und so lernt mein Gehirn, was gute Texte – im Sinne von „löst Reaktionen bei anderen aus“ – ausmacht.

Heute gibt es also ein weiteres meiner „Schreib-Geheimnisse“ von denen ich mit der Zeit rausgefunden habe, dass es funktioniert und wirkt:

ICH KLUGSCHEISSERE NICHT!

Oder zumindest nicht sehr oft.

Wenn ich hier auf Facebook so durch meine Timeline scrolle, dann fällt mir auf, dass mich die wenigstens Texte mehr als zwei Zeilen lang motivieren, weiterzulesen.

Warum?

Ich stelle fest, dass mir in der Regel viel zu viel belehrt wird. VIEL. ZU. VIEL!

Immer ist da jemand, der meint, er hatte gerade die ganz große Erkenntnis und muss diese nun unbedingt mit mir teilen.

Das alleine wäre noch nicht schlimm, aber es ist die Art und Weise, wie es geschieht. Es geschieht nämlich meinst NICHT in Ich-Erzählform („Ich hatte gerade eine Erkenntnis, denke nun folgendes… und bin so happy“), sondern es passiert in allgemeiner Form („Sooooo ist es!“)

Ich stelle das natürlich jetzt absichtlich überspitzt da, damit es deutlich wird.

Allgemein formuliert ist natürlich einfacher. Ich muss nicht persönlich dazu stehen und mich selbst nicht so stark offenbaren. Ich muss weniger preisgeben und locke lieber den anderen aus der Reserve (der schlimmstenfalls noch der Depp ist, wenn er meine Weisheit nicht erkennt.

Dann kommt dazu, dass ganz oft dem Leser nicht zugetraut wird, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Meine derzeit erfolgreichste Geschichte ist dieser Post mit der Blume. Eine reine Erzählung, keine einzige Schlussfolgerung ist darin. Sie ist zwar nicht in der Ich-Form geschrieben, wirkt aber trotzdem, weil ich sie sehr emotional aufgeladen habe UND weil sie eben gleichzeitig nicht „klugscheissert“.

Aufgabe also heute:

Erzähle mir eine Geschichte OHNE eine einzige Schlussfolgerung. Ohne ein „Daran sieht man, dass…“ oder „Die Geschichte sagt uns, dass…“ oder sonst irgend einen weisen Satz.

Erzähle etwas Erfundenes, eine Methapher oder – am besten – eine Geschichte aus Deinem Leben.

Und verzichte auf jegliche Bewertung, Rechtfertigung, Erklärung, Einleitung, erklärenden Schlusssatz.

Probier das mal aus und poste es hier in der Gruppe.

It’s magic!

Alles Liebe
Christina