Online ist nicht echt. Oder?

Online ist nicht echt. Oder?

Wohnmobilfahrt nach Bonn

Es geht los. Wir fahren zu diesem Event. Gemeinsam mit Holger Theymann, meinem Geschäftspartner komme ich nach einer 4 stündigen Wohnmobilfahrt von Nürnberg aus endlich in Bonn an.

Wir haben nicht mehr viel Zeit, aber ich will dennoch kurz mit den Hunden eine Runde durch den Wald drehen, bevor es losgeht.

Auf dem Weg sage ich zu Holger: „Ich bin ein bisschen nervös!“ „Warum?“ fragt er. „Weil ich jetzt schon 4 Jahre nicht mehr hier war.“ antworte ich. „Wie wird es wohl sein, all die „alten Onlinekollegen“ wiederzusehen? Ich bin jetzt ja doch eine Weile „irgendwie weg“ gewesen. Hab mich wenig an der Onlinecommunity beteiligt. Ob ich überhaupt noch willkommen bin?“

Die Wahrheit ist, ich bin nicht „ein bisschen aufgeregt“, sondern es mir tatsächlich bang ums Herz. Aber das spreche ich lieber nicht aus, ich will mich da jetzt echt nicht noch mehr reinsteigern…

Als wir 30 Minuten später durch den Eingang der Jugendherberge und Richtung Seminarraum gehen, versuche ich, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Am liebsten würde ich umdrehen… doch jetzt gibt es kein zurück, also schreite ich mir mit schwungvollen Schritten voran.

Die Stunde der Wahrheit

Und da steht schon die erste Onlinekollegin.

Eine, mit der ich gefühlt anfangen hab, damals vor 5 Jahren. Und die ich das letzte Mal tatsächlich hier am Inspicamp von Marit Alke und Katrin Linzbach vor 4 Jahren das letzte Mal gesehen habe: Claudia Kauscheder von Abenteuer Home-Office!

Mein Herz steht kurz still.

Die Stunde der Wahrheit ist da. Vielleicht wird sie sich gleich umdrehen und schnell mit jemand anderem sprechen… vielleicht wird sie mir kurz und knapp die Hand schüttel und sowas sagen wie: „Ach Christina, auch mal wieder hier…“ und sich dann umdrehen und weggehen.

OMG! Mein Kopfkino ist in vollem Gange.

Holger und ich kommen näher und jetzt sieht Claudia mich…

Was ist nur geschehen in all der Zeit?

Ich springe gedanklich zurück. Mai 2015.

Seit über 10 Monaten bin ich nun dran, in dieser „Onlinewelt“, in der ich ganz neu bin, irgendwie wahrgenommen zu werden. Dafür tue ich sehr viel.

Ich startete einen eigenen Blog und zeige mich auch in Facebook immer öfter, aber ich zeige eben auch immer etwas von anderen. Ich teile einen Blogartikel vom Kollegen, schreibe Gastartikel und kommentiere die Facebookposts meiner Bloggervorbilder.

Das wird nach und nach in der Szene bemerkt und so geschieht es, dass in meiner 1. Sichtbarkeits-Challenge im Mai 2015, die ich mit Beiträgen von meinen Lieblingsexperten bereichern will, von 18 angefragten Kollegen tatsächlich 17 zusagen und mir einen Artikel für meine Challenge beisteuern.

An der Challenge melden sich über 1000 Menschen an und so wird plötzlich alles sehr groß und alles geht sehr schnell. Es folgt die zweite, dritte, vierte und fünfte Challenge und nach 2 eineinhalb Jahren hat die dazugehörige Facebookgruppe „Werde sichtbar als Coach“ über 12.000 Mitglieder.

Knapp vorm Burn Out…

Ich produziere Onlinekurse, baue eine Coach-Plattform auf und trotz zweier kleiner Kinder reise ich in 2016 an 20 Wochenende im Jahr durch Deutschland um meine Community zu betreuen und Workshops zu geben.

Es läuft alles sehr gut. Aber 2017 stehe ich knapp vom Burnout.

2017 reise ich nicht mehr. Mache online immer weniger. Noch trägt mich mein Business und was ich aufgebaut habe durch das Jahr, aber ich sehe, dass ICH mein Leben und Business, so wie es ist, meinerseits nicht mehr tragen kann.

Um meine Online-Kollegen kann ich mich schon erst Recht nicht mehr viel kümmern. Ich fahre zu keinen Veranstaltungen mehr, ziehe mich immer mehr zurück. Ich teile nur noch sehr wenig von anderen, denn ich schaffe es ja gerade, mein eigenes Onlinebusiness zu erhalten, auch wenn das nach außen hin anders aussieht, weil Christina Emmer sich immer neu zu erfinden scheint und ständig neue Ideen hat.

Großes Hallo oder große Ablehnung?

Claudia blickt also von ihrer Kollegin zur Eingangstür, wo Holger und ich gerade herkommen… Augenblicklich strahlt ein Lächeln über ihr Gesicht und sie breitet die Arme aus.

Ich gehe direkt auf sie zu und wir drücken uns herzlich. „Aaaahhh, wie schön Dich hier zu sehen!“ ruft sie aus und mir fällt ein riesengroßer Stein von Herzen. Jetzt nur nicht heulen Christina. Nicht gleich in den ersten 3 Minuten! *lach*

Ich blicke über ihre Schulter hinweg und wer steht da als nächstes?!?

Es ist Frank Katzer – der Experte für Online-Sichtbarkeit! OMG!

Auch Frank ist ein Onlinekollege der ersten Stunde. Und Frank schaut ernst zu mir rüber…

Es wird ernst.

Als mich Franks ernster Blick trifft, denke ich zurück an 2017. In diesem Jahr bin ich gefühlt zig mal am Burn Out entlang geschrammt.

Im Februar hatte ich mich von meinem Mann getrennt und so war auch in diesem Jahr wieder alles im Umbruch. Meine Lage wurde tatsächlich gefühlt ernster, aber wer Frank kennt weiß, dass sich hinter seinem oft so ernsten Blick ein liebevoller Kerl mit sehr vielen guten Qualitäten verbirgt. Und ähnlich war es auch mit meinem Leben. Hinter allem was passierte warteten viele Chancen und Möglichkeiten auf mich.

Dennoch brauchte das alles seine Zeit und war auch anstrengend.

Das Eis bricht.

Ich sah also Franks ernsten Blick. Doch im nächsten Moment grüßte er mich auch schon von weitem mit einem freundlichen „Hallo!“

Damit war das Eis für mich gebrochen. Jetzt freute ich mich wirklich darauf, all die anderen tollen Menschen, die auch zum InspiCamp gekommen waren, zu treffen und ging schnurstracks Richtung Seminarraum.

Ach wie herrlich, so viele bekannte und auch viele neue Gesichter! Und juhu, wer sitzt da schon gleich ganz vorne?

Jesta Phoenix! Und wenn ich Jesta sehe, dann denke ich natürlich sofort an meine Entrümpelungsaktion vor nun gut eineinhalb Jahren….

Wie der (Jesta)-Phoenix aus der Asche?

Uuuuuuh, 10 Euro in die Wortspiel-Kasse! *lach*

Aber mal ernsthalft… nein, ich habe zwar nicht alles niedergebrannt, um in einem neuen Leben wieder aufzusteigen.

Aber ich habe in 2018 wirklich mein ganzes Hab und Gut entrümpelt und auf ein Minimum reduziert. Nun passt alles, was ich zum täglichen Leben brauche in mein Wohnmobil und einige Habseligkeiten und Möbel in 12 Kubikmeter Lagerraum.

Und so habe ich letztes Jahr im Mai ein neues Leben begonnen, indem ich erst einmal einige Monate lang sehr zurückgezogen in meinem Wohnmobil lebte und froh war, überall und nirgends sein zu können.

Doch heute bin ich nicht überall und nirgends, sondern genau hier… am InspiCamp 2019!

Macht das alles denn überhaupt noch Sinn?

Und neben Jesta sitzt Shailia Stephens, eine einfach ganz wunderbare Frau, Onlineunternehmerin und Mentorin für „Soulopreneure“.

Sie meldet sich gleich am ersten Tag des BarCamps mit einer Session zum Thema „Wie erkennen wir, welche Business Strategien für uns gut sind und welche nicht?“

Ich grinse und gebe Holger, der links neben mir sitzt, einen kleinen Stups mit dem Ellenbogen. Im Grunde hatten wir uns auf der 4 stündigen Fahrt nach Bonn genau darüber unterhalten.

Es beschäftigt mich seit Monaten, was da derzeit in der Online- und Coachingwelt abgeht. Was macht eigentlich noch Sinn? Geht es überhaupt noch um Sinn? Woher kommt es, dass der gesamte Markt scheinbar in eine falsche Richtung läuft? Sind wir wirklich alle so sehr auf Geld fokusiert oder steckt hinter den Coach-Marken doch noch irgendwo eine tiefere Botschaft?

Erst vor einigen Tagen habe ich dazu einen Blogartikel geschrieben: „Schämst Du Dich, ein Coach zu sein?“

Und jetzt darf ich auch live erleben, dass nicht nur ich mit damit ernsthaft auseinandersetze, sondern dass hier ganz viele Menschen sind, die gleiche oder ähnliche Werte wie ich vertreten.

Familie!

Ich fühle mich gesegnet, denn hier am InspiCamp ist es wie HEIMKOMMEN.

Ein Ort, wo die Menschen, die sonst hauptsächlich online unterwegs sind, sich live treffen und einen offenen und ehrlichen Austausch pflegen. Ein Ort, wo ich plötzlich wieder das Gefühl habe, ja, hier darf ich sein wie ich bin.

Egal ob ich nun die letzten Jahre etwas abgetaucht war und turbulente Zeiten hinter mich gebracht habe… ich kann sehen, dass ich damit gar nicht so alleine dastehe und dass das auch überhaupt nicht schlimm ist, sondern Teil des unternehmerischen Wachstumsprozesses.

Einfach mein Weg.

InspiCamp 2019
Ihr seid wunderbar!

Nicht nur Family-Feelings…

… sondern natürlich haben wir in diesen eineinhalb Tagen auch viel gearbeitet. Ehrlich gesagt, hat es sich überhaupt nicht so angefühlt, gemerkt habe ich das eigentlich erst am Samstag Abend. So viel Spaß und Inspiration und trotzdem platt??? Und wie!

Auch dieses Mal gab es im Inspi(Bar)Camp wieder viele spannende Sessions! Wie durch Zauberhand stimmte die vorgeschlagene Zahl der Sessions genau mit den zur Verfügung stehenden Slots überein.

Ich habe einige wunderbare Ideen und Erkenntnisse mitnehmen dürfen und habe einige total schöne und inspirierende Gespräche geführt.

Und jetzt?

Jetzt sitze ich zwar wieder alleine in meinem Wohnmobil… aber 1. habe ich an diesem Wochenende einige sehr wichtige Erkenntnisse gewonnen (Hirn voll!) und 2. fühle ich mich wieder angebunden (Herz voll!)

Ich stelle fest, online kann doch echt sein! Wenn man sich traut. Wenn man sich darauf einlässt – auf’s Menschsein in allen Facetten.

Alles Liebe
Deine Christina

Katrin Linzbach und Marit Alke

PS: Mein besonderer Dank gilt auch Marik Alke und Katrin Linzbach, die das Inspicamp vor 5 Jahren ins Leben gerufen haben. Dieses Jahr war Marit nur online dabei und Katrin hat ganz wunderbar alleine durch das InspiCamp geführt. Danke dafür!

9 Kommentare zu „Online ist nicht echt. Oder?“

  1. Liebe Christina,

    oh, jetzt habe ich Pipi in den Augen und eine Gänsehaut!!

    Diese Frage nach dem ‚Sinn‘ in unserer Online-Business-Welt stellt sich mir auch immer mal wieder. Alles scheint sich nur noch ums Geld zu drehen. Aber dann wird mir wieder klar, dass es wie bei unseren inneren Anteilen ist: Je stärker der ‚wahrhaftige‘ Teil in uns wird, je mehr er nach Ausdruck verlangt, desto ‚lauter‘ meldet sich das Ego. Wenn man das aus der Hubschrauberperspektive betrachtet ist das in unserer Online-Welt genauso: Es gibt (gefühlt, aus meiner Sicht) immer mehr UnternehmerInnen, die tiefer tauchen, von innen nach außen ihr Business führen (wollen) – und entsprechend zeigen sich dann immer mehr noch stark ego-gesteuerte Botschaften… So interpretiere ich das für mich – und das hilft.

    Sooo schön, dass du dich so gut aufgenommen gefühlt hast. Ich habe nichts anderes erwartet, denn ich kenne ja meine tolle Inspi-Community. <3

    Herzlich willkommen zurück – oder ist das unpassend? Auf jeden Fall freue ich mich tierisch auf nächstes Jahr, wenn wir uns dann auch mal wieder live drücken können. Habe euch vermisst!!!

    Lieber Gruß
    Marit

    1. Liebe Marit,

      vielen vielen Dank für Deinen schönen Kommentar. Da hab ich ehrlich auch Pipi in den Augen. Zum einen, weil es mich sehr berührt, was Du schreibst. Ich kann diese Dualität auch sehen und Du hast Recht, das hilft. Vorallem, wenn ich dann meinen Fokus auf die „richtige“ Seite lenke.

      Zum Anderen, weil DU vor nun über 5 Jahren eine der erste Bloggerinnen warst, denen ich gefolgt bin. Ich kann mich bis heute daran erinnern, was ich damals von Dir gelernt hab und baue auch bis heute darauf auf. Und nun treffen sich unsere Wege hier wieder und das auch noch mit der gleichen Mission. Ich liebe es!

      Ja, lass uns dafür gehen. Gemeinsam noch lieber! Woohoooo!

      Alles Liebe
      Christina

  2. Oh wow, Christina, so ein nachdenklicher, persönlicher, offener Beitrag. Ich habe das InspiCamp auch so erlebt, dass es da unglaublich viele offene, herzliche, wertschätzende Begegnungen gibt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand dort Dir einen Vorwurf machen würde, weil du jetzt eine Zeitlang weg warst – wieso auch? Aber sich freuen, wenn Du wieder da bist. Das ist doch einfach schön. Treffen wir uns nächstes Jahr wieder? lg, Gabi

  3. Ja das InspiCamp ist etwas ganz besonderes. Als ich das erste Mal dabei war kannte mich kaum jemand. Und dennoch wurde ich von jedem herzlich empfangen und sofort in die große Inspi-Familie aufgenommen. Da fühlt man sich wirklich wie „Zuhause“ und dazugehörig. Zudem die vielen tollen Gespräche, Gedankenanstöße und Inspirationen. Bin gerade am Schauen, ob ich das nächste Mal wieder mit an Bord sein kann. Dann gehen wir mit unseren Hunden gemeinsam im Wald spazieren 🙂

  4. Pingback: Offline ist wie online - nur krasser! (Immer wieder #InspiCamp) › Abenteuer Home-Office

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