Es war einmal eine Blume, die wuchs da so in einem schönen Blumentopf im Garten Emmer.
Die Blume hatte einen schönen großen Topf ganz für sich allein, mit frischer, nährstoffreicher Erde und einen tollen Platz an der Sonne.
Doch heute war ein ganz besonders heißer Tag in diesem Sommer und so fehlte es ihr sehr schnell an Wasser.
Da kam eine Frau des Weges und sah die schöne Blume, wie sie ein bisschen den Kopf hängen ließ.
Und die Blume bat leise: „Gibst Du mir Wasser bitte?“
Und die Frau antwortete: „Also weißt Du, mein Herzensanliegen ist es, den Blumen Erde zu geben. Ich habe daraus sogar ein Herzensbusiness gemacht. Denn Erde ist das grundlegende Element, jede Blume braucht sie. Ich mag mich nicht mit Problemen beschäftigen. Also hier… hast Du etwas frische Erde!“
Die frische Erde war feucht und kühl und die Blume atmete kurz auf… doch nach kurzer Zeit war auch die frische Erde an diesem heißen Tag wieder recht trocken.
Da kam ein Mann des Weges und sah die schöne Blume, wie sie schon wieder den Kopf etwas hängen ließ.
Und die Blume bat erneut: „Gib mir bitte Wasser.“
Doch der Mann sprach: „Ich kann Dir guten Dünger geben. Ich habe in meiner Tasche hier jede Menge gute Nährstoffe. Ohne die kannst Du eh nicht leben, glaub mir. Und wenn Du sie nicht nur selbst nimmst, sondern auch Deinen Blumen-Nachbarn verkaufst, dann wirst Du auch noch reich dabei!“
Daraufhin sagte die Blume: „Aber ich brauche doch Wasser!“
Und der Mann erwiderte: „Pappalapapp! Du weißt doch gar nicht wirklich, was gut für Dich ist!“ und ging davon.
Und so ließ die Blume noch etwas mehr den Kopf hängen.
Doch da kam wieder eine Frau vorbei. Und die Blume versuchte es erneut: „Kannst Du mir bitte, bitte Wasser geben?“
Die Frau setzte sich vor die Blume, meditierte kurz über diese Frage und antwortete dann mit ruhiger Stimme und sehr besonnen:
„Liebe Blume, dies ist Dein Weg, den Du jetzt gerade gehen musst. Ich kann Dich dabei nur begleiten. Alles ist ein Prozess und Du wirst herausfinden, was die Lernaufgabe für Dich darin ist. Ich bin hier und schicke Dir Licht und Liebe!“
Die Blume schaute erstaunt zu der Frau auf, die bedeutungsvoll in den Himmel schaute. Sie folgte ihrem Blick und schaute dabei noch direkter in das helle Sonnenlicht, das ihr heute so zu schaffen machte.
„Aber kannst Du mir nicht wenigstens etwas Schatten spenden?“ bat die Blume die Frau.
„Schatten?“ erwiderte die Frau „Schatten hast Du doch selbst, schau nur hinter Dich. Erst wenn Du Dich Deinem eigenen Schatten stellst, wirst Du weiter wachsen können!“
Und mit diesen Worten stand die Frau auf und ging mit weichen Schritten ihres Weges.
Doch zum Glück dauerte es nicht lange, da kam wieder ein Mann vorbei. Er hatte die Unterhaltung zwischen der Frau und der Blume ein wenig mitbekommen und sah nun die Blume an.
Er sagte: „Ich weiß, Du kannst nicht von Licht und Liebe alleine leben. Du brauchst Wasser. Aber weißt Du Blume, was ich in meiner Ausbildung als Coach gelernt habe? Das ist eine wichtige Sache und sie wird Dir sicher helfen:
Du musst das Wasser in Dir selbst finden!“
Und er lachte der Blume aufmunternd zu und ging davon.
Die Blume schaute ihm etwas ungläubig hinterher, leider verstand sie überhaupt nicht, was der Mann da gesagt hatte.
Aber das war ja nun auch schon egal. Sie würde wohl heute verdursten. Und so ließ sie den Kopf sinken und schaute einfach nur noch zu Boden.
An diesem Tag gingen noch eine Menge Leute an der Blume vorbei, doch da sie eh nicht mehr schön aussah, sondern offensichtlich Kummer hatte, wurde sie auch kaum beachtet. An Blumen und an solch sonnigen Tagen wollen wir uns schließlich des Lebens freuen.
Da geschah es, dass am Nachmittag eine Frau mit einem kleinen Mädchen an der Hand an dem Garten Emmer vorbei ging. Das Mädchen sah die Blume, riss sich von der Hand ihrer Mutter los, rannte – mit ihrer kleinen Trinkflasche in der Hand – zu der Blume und goß ohne zu Zögern das Wasser vorsichtig über den Stengel der Blume.
Überrascht schaut die Blume zu dem Mädchen auf.
„Hallo kleines Mädchen! Ich danke Dir von Herzen! Aber warum hast Du das gemacht? Jetzt ist Deine Flasche leer!“
„Egal“ sagte das kleine Mädchen „ich bin doch gleich zu Hause. Aber Du wärst doch hier in der Sonne vertrocknet ohne Wasser, das kann doch jeder sehen!“
„Ja“ sagte da die Blume nachdenklich. „Ja, sehen kann man das…“
Diese kleine Geschichte ist auch als Beitrag auf Facebook zu lesen.